4 nachhaltige Suchmaschinen im Vergleich

Autor: Nicolas Perez-Diehl Zuletzt aktualisiert: 09.01.2024

Millionen von Menschen nutzen jeden Tag eine Internet-Suchmaschine. Mit einem Marktanteil von knapp 94% ist Google mit weitem Abstand die Nr. 1 in Deutschland.

Es gibt jedoch grüne Alternativen, die nicht nur mehr Datensicherheit, sondern auch und vor allem mehr Nachhaltigkeit versprechen. Ich habe für Dich die 4 besten nachhaltigen Suchmaschinen unter die Lupe genommen.

Nachhaltige Suchmaschine Ecosia (Logo) - © EcosiaNachhaltige Suchmaschine GOOD (Logo) - © GOOD SEARCHNachhaltige Suchmaschine Ekoru (Logo) - © EkoruNachhaltige Suchmaschine Lilo (Logo) - © Lilo
NameEcosiaGOOD (ehem. Gexsi)EkoruLilo
Gründungsjahr2009201820202015
SitzBerlin, DeutschlandBerlin, Deutschlandkein fester Sitz (remote)Paris, Frankreich
Umweltschutz

  • Betrieb mit 100% erneuerbaren Energien
  • eigener Solarstrom
  • CO2-negativ

  • CO2-neutrale Server (Hosting)
  • Nutzung von CoWorking- und Shared-Offices
  • interne Policy zur Müll-Vermeidung
  • Zero-Waste Beauftragte

  • Betrieb mit Wasserkraft betrieben
  • Server sind wassergekühlt
  • die Server-Center benötigen keine Klimaanlage

  • betreibt Klima-Kompensation, um Emissionen auszugleichen

Verwendung der EinnahmenBei Ecosia fließen 100% der Gewinne entweder in weitere Bäume oder in grüne Investitionen.Gexsi ist ein zertifiziertes „Social Business“ (B Corporation). 100% der Gewinne werden für innovative soziale und wohltätige Zwecke gespendet.60% der Einnahmen kommen den beiden Organisationen „Big Blue Ocean Cleanup“ und „Operation Posidonia“ zugute. Ziel ist es, die Ozeane zu säubern und wieder „aufzuforsten“.50% der Einnahmen werden an diverse gemeinnützige / soziale Projekte gespendet. Mit jeder Suche sammeln die Nutzer „Tropfen“ – diese können dann an das individuelle Wunschprojekt verteilt werden.
ErgebnisseNach eigenen Angaben konnten bisher über 168 Mio. Bäume gepflanzt werden.Bislang konnten 42 verschiedene Organisationen mit insgesamt über 36.163 Euro unterstützt werden.Neben den gespendeten Einnahmen wird auf der Homepage auf verschiedene Organisationen und Initiativen aufmerksam gemacht.Bislang konnten bereits über 4,76 Millionen Euro an mehr als 24 verschiedene Organisationen gespendet werden.
Datenschutz

  • keine auf den Suchanfragen personalisierte Nutzerprofile
  • Anonymisierung der Suchanfragen nach 1 Woche
  • kein Datenverkauf
  • verschlüsselte Suchanfragen
  • keine Tracking-Tools

  • anonyme Suche
  • kein Datenverkauf
  • keine Sammlung von Nutzerdaten

  • Suchverlauf wird nicht gespeichert
  • IP-Adresse wird nicht gespeichert
  • kein Datenverkauf
  • 100% verschlüsselte Verbindung
  • Ekoru setzt keine Cookies

  • anonymisierte Suche
  • kein Datenverkauf
  • keine Sammlung / Speicherung von Nutzerdaten
  • keine Tracking-Tools

Suchen➔ ECOSIA➔ GOOD➔ EKORU ➔LILO

Wie funktioniert eine nachhaltige Suchmaschine?

Alle im Vergleich untersuchten nachhaltigen Suchmaschinen greifen für die eigentliche Suchfunktion auf die Suchalgorithmen von „Bing“ (Microsoft) zurück.

Für die Verwendung der Suchergebnisse fällt eine Art Lizenzgebühr an (wie hoch diese ist, bleibt geheim).

Unter der Oberfläche steckt also keine eigens programmierte Suchmaschine — das wäre schlichtweg viel zu aufwendig bzw. zu teuer. Der Gedanke, langfristig auf eine eigene Suchmaschine umzusteigen, ist grundsätzlich aber nicht ganz abwegig.

Alle genannten Suchmaschinen verfügen allerdings über eine eigene Benutzeroberfläche.

Nur ein kleiner Hinweis am unteren Ende der Suchergebnisse verrät, dass die Suche von Microsoft betrieben wird:

Nachhaltige Suchmaschinen erhalten die Suchergebnisse meistens von Microsoft

Um seinen Nutzern trotzdem die Möglichkeit zu geben, im Notfall auf die Suchergebnisse von Google zurückzugreifen, stellen die Suchmaschinen Lilo und Good-Search jeweils einen Link zur Verfügung, mit dem die Suche ohne erneute Eingabe noch einmal mit Google durchgeführt werden kann.

Auf ihrer ehemaligen Website schrieb die Suchmaschine Gexsi (heute: Good-Search) dazu:

„Indem du hier und da über unsere Navigationsleiste zu Google wechselst, vergrößerst du natürlich deinen digitalen Fußabdruck bei Google. Es ist aber […] eine Frage der Dosierung. Aus vereinzelten Suchanfragen lassen sich weniger Erkenntnisse ableiten […] als wenn du ausschließlich die Google Suche nutzt.“[1]

Wie verdienen nachhaltige Suchmaschinen Geld?

Um Bäume zu pflanzen und/oder wohltätige Zwecke zu unterstützen, muss erst einmal Geld verdient werden…

Dazu greifen die alternativen Suchmaschinen grundsätzlich auf dasselbe Geschäftsmodell wie Google zurück.

Das heißt:

Immer wenn ein Nutzer auf ein bezahltes Suchergebnis klickt, werden Einnahmen erzielt (die bezahlten Suchergebnisse werden mit „Anzeige“ bzw. „Ad“ markiert).

Nachhaltige Suchmaschinen verdienen Geld über Werbeanzeigen in den Suchergebnissen

Also:

Nur wer bei der Suche auch auf Anzeigen klickt, spendet (indirekt) Geld.

Um möglichst effektiv zu sein, solltest Du eine der Suchmaschinen in Deinem Browser als Standard einrichten.

Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines Tages dann doch mal auf eine Anzeige zu klicken, ist viel höher, als wenn Du nur sporadisch auf eine der nachhaltigen Suchmaschinen zurückgreifst.

Gibt es auch Kritik an nachhaltigen Suchmaschinen?

Alle nachhaltigen Suchmaschinen haben sich zum Ziel gesetzt, die Welt ein bisschen besser bzw. ein bisschen „grüner“ zu machen.

Es gibt allerdings auch kritische Stimmen…

Dabei geht es meist nicht um das Projekt selbst, sondern eher darum, den Einfluss der unterstützten Projekte ins Verhältnis zu setzen.

Die Künstlerin Joana Moll sagt im Interview mit der „taz“:

„Ecosia ist ein super Projekt, aber es ist keine langfristige Lösung. […] Wir können nicht unendlich viele Bäume pflanzen. Außerdem ist es sehr schwer über dein Smartphone ein globales Problem zu lösen.“

Christian Kroll, Gründer und Geschäftsführer von Ecosia, ist sich aber durchaus bewusst, dass er den Klimawandel mit einer nachhaltigen Suchmaschine nicht alleine bekämpfen kann.

Dennoch hat er sich gemeinsam mit seinem Team das Ziel gesetzt, in den nächsten 20 Jahren insgesamt 1 Billion Bäume zu pflanzen.[2]

Nutzer unterstützen indirekt auch Microsoft

Weiterhin muss man sich als Nutzer darüber im Klaren sein, dass Ecosia, Ekoru & Co. eben keine richtigen Suchmaschinen, sondern nur „Masken“ sind. Unter der Haube arbeitet die Suchmaschine Bing von Microsoft.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man mit jeder Suche und mit jedem Klick auf eine Anzeige nicht nur die nachhaltige Alternative, sondern auch einen Weltkonzern unterstützt (wenn auch in einem eher kleinen Rahmen).

Zwar stellte Microsoft-CEO Satya Nadella im Januar 2020 einen Klimaplan vor, in dem u.a. erklärt wird, dass man der Atmosphäre bis 2050 all das CO2 entziehen möchte, das die Firma seit ihrer Gründung im Jahr 1975 ausgestoßen hat.

Allerdings meldeten sich bereits Microsoft-Mitarbeiter zu Wort, die das inkonsequente Handeln des Unternehmens in Sachen Klimaschutz öffentlich anprangern.[3][4]

Wie gut ist das eigentliche Produkt der nachhaltigen Suchmaschinen?

Neben den Aspekten rund um den Umweltschutz sollte bei einer Suchmaschine natürlich auch das eigentliche Produkt bewertet werden, nämlich die Qualität der Suchergebnisse.

Und hier muss man als Nutzer leider Abstriche machen. Die Google-Suchergebnisse sind denen von Bing einfach weit voraus.

Mit Startpage gibt es allerdings auch eine alternative Suchmaschine, die ihren Nutzern die Google-Ergebnisse zur Verfügung stellt (auch Google hält die Gebühren, die für die Nutzung anfallen, geheim).

Man darf aber davon ausgehen, dass die Gebühren bei Bing niedriger sind und die hier im Vergleich genannten nachhaltigen Suchmaschinen deshalb auf die Suchalgorithmen aus dem Hause Microsoft zurückgreifen.

Wie nachhaltig ist eigentlich Google?

In Sachen Umweltschutz steht Google eigentlich gar nicht schlecht dar. Nach eigenen Angaben ist man bereits seit 2007 klimaneutral.

Um die Emissionen der ersten Jahre von 1998 bis 2006 auszugleichen, hat man entsprechend in sogenannte „Carbon-Offset“ Maßnahmen investiert (Klimakompensation).

Bis 2030 hat man sich zum Ziel gesetzt, das erste große Unternehmen zu sein, dass vollständig ohne CO2 auskommt.[5]

Darüber hinaus bietet Google diverse Programme für Non-Profit-Organisationen an.

Über das Programm „Google Ad Grants“ können Spendenorganisationen zum Beispiel kostenlos in den Google-Suchergebnissen werben.

Dazu steht den Organisationen pro Monat ein Werbebudget von 10.000 US-Dollar (ca. 10.030€) zur Verfügung.

An „Google Ad Grants“ gibt es aber durchaus auch Kritik. Etwa, dass die Anzeigen eine „Klickrate“ von 5% erreichen müssen. Ist dies nicht der Fall, wird das Konto gesperrt.

Noch viel dringlicher als Umweltfragen sind bei Google jedoch die Fragen nach systematischer Steuervermeidung und dem hemmungslosen Sammeln von Daten.

Google als Datenkrake & unsolidarischer Steuertrickser

Über viele Jahre hinweg machte Google von einem komplexen Steuertrick („Double Irish with a Dutch Sandwich“) gebrauch, mit dem das Unternehmen seinen Steuersatz auf nur 3% minimierte[6].

Auch aufgrund veränderter Rechtsgrundlagen kündigte der Google-Mutterkonzern Alphabet an, dieses Schlupfloch künftig nicht mehr auszunutzen[7].

Das Sammeln von Daten beherrscht Google wahrscheinlich so gut wie kein anderes Unternehmen.

Auch wenn die Suchmaschine in den letzten Jahren wichtige Maßnahmen für mehr Transparenz und Privatsphäre umgesetzt hat, wächst das Misstrauen der Nutzer immer weiter…

Wie werden die Daten tatsächlich genutzt? Und könnte die Macht, die mit der Menge an Daten einhergeht, missbraucht werden?

Die Suchmaschine „DuckDuckGo“, die für ihre strengen Privatsphäre-Richtlinien bekannt ist, verzeichnet mittlerweile regelmäßig über 90 Millionen Suchanfragen pro Tag[10].

Das zeigt eindrucksvoll, wie wichtig das Thema für die Nutzer ist.

Wir müssen uns allerdings nichts vormachen:

Der „Verlust“ von 90 Millionen Suchanfragen pro Tag fällt bei Google wahrscheinlich überhaupt niemandem auf (zum Vergleich: Google verarbeitet pro Tag 3,5 Milliarden Suchanfragen[8]).

Ähnlich sieht das auch Ati Bakush, Gründer der nachhaltigen Suchmaschine Ekoru:

„Egal wie viel Traffic wir von Google abgreifen können, so bleibt es für Google doch nicht mehr als ein Rundungsfehler, so klein ist aktuell unser Suchvolumen im Vergleich zu dem von Google.“[9]

Dennoch sieht sich Google von vielen Seiten zunehmend unter Druck gesetzt, weitere Maßnahmen für noch mehr Transparenz und Datensicherheit umzusetzen.

Weitere alternative Suchmaschinen

Auf dem Markt gibt es durchaus noch weitere alternative Suchmaschinen, die sich zwar nicht zwingend den Umweltschutz auf die Fahne geschrieben haben, dafür aber andere Dinge sehr viel besser bzw. anders machen als der Marktführer aus dem Silicon Valley.

Startpage

Im Gegensatz zu den oben genannten nachhaltigen Suchmaschinen greift Startpage auf die Suchergebnisse von Martkführer Google zurück. Startpage agiert dabei als „Mittelsmann“ zwischen dem Nutzer und Google.

Die Suchanfrage wird an die Google-Server weitergeleitet, woraufhin die Google-Server die Ergebnisse zurückschicken. Google selbst bekommt dabei weder Deinen Standort noch Deine IP-Adresse zu sehen. Außerdem werden keine Cookies gesetzt.

Obwohl die Ergebnisse von Google selbst kommen, können sie sich zu denen von Google selbst unterscheiden. Das liegt daran, dass mangels Daten keine personalisierten Ergebnisse ausgespielt können. Auch auf das ein oder andere Feature musst Du verzichten.

➔ Mit Startpage suchen

DuckDuckGo

DuckDuckGo ist die wohl bekannteste Suchmaschine wenn es darum geht, privat im Internet zu suchen. Die 2008 gegründete Suchmaschine sammelt keinerlei Daten von ihren Nutzern. Passend dazu lautet das Motto des Unternehmens: „Datenschutz – leicht gemacht“.

DuckDuckGo greift für die Zusammenstellung der Suchergebnisse neben einem eigenen sogenannten Webcrawler („DuckDuckBot“) auch auf die Algorithmen von Bing, Yahoo und Yandex zurück.

➔ Mit DuckDuckGo suchen

Qwant

Auch die aus Frankreich stammende Suchmaschine Qwant legt viel Wert auf die Privatsphäre ihrer Nutzer. Darüber hinaus hat sich die Google-Alternative auf die Fahne geschrieben, neutrale Suchergebnisse zu liefern ohne bestimmte Seiten oder Meinungen zu bevorzugen.

Das Unternehmen betont zudem, dass man durch den Sitz in Paris den europäischen Datenschutzrichtlinien unterworfen ist (in der EU gelten im Allgemeinen strengere Regeln als in den USA).

➔ Mit Qwant suchen

Yep.com

Die Beta-Version der Yep-Suchmaschine wurde im Juni 2022 veröffentlicht. Auch Yep.com legt viel Wert auf den Schutz der Privatsphäre der Nutzer. Außerdem ist man durch einen eigenen Algorithmus bzw. durch einen eigenen Seiten-Index unabhängig von Google und Bing.

Herzstück der Suchmaschine ist aber vor allem ein spezielles Profit-Share-Modell, bei dem 90% der Gewinne an die Website-Betreiber ausgeschüttet werden sollen. Bislang ist allerdings nicht ganz klar, wie die Gelder letztendlich verteilt werden sollen.

➔ Mit Yep suchen

Quellen:

  1. [1] https://gexsi.com/about/privatsphaere/
  2. [2] https://www.sueddeutsche.de/digital/ecosia-suchmaschine-google-microsoft-baeume-pflanzen-1.4784291
  3. [3] https://www.basicthinking.de/blog/2020/01/21/microsoft-klimaplan-analyse/
  4. [4] https://github.com/MSworkers/for.ClimateAction
  5. [5] https://sustainability.google/intl/de/commitments-europe/
  6. [6] https://www.focus.de/finanzen/steuern/tid-31358/deals-und-geistertoechter-so-ertrickst-sich-apple-einen-steuersatz-von-zwei-prozent-google-zahlte-in-europa-nur-drei-prozent-steuern_aid_996273.html
  7. [7] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/google-konzern-will-steuern-zahlen-1.4741449
  8. [8] https://www.seo-suedwest.de/5431-google-liefert-offizielle-zahlen-zum-taeglichen-suchevolumen.html
  9. [9] https://www.business-punk.com/2020/09/die-suchmaschine-ekoru-will-die-ozeane-schuetzen-der-gruender-verraet-wie-das-geht/
  10. [10] https://searchengineland.com/duckduckgo-drops-below-100-million-searches-per-day-385835